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Doldrums and clouds stop green electricity production
Credit: Von Daniel Wetzel 24.12.13 welt.de ~~
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[After setting records in early summer, the production of solar and wind power came to an almost complete standstill in early December. And operation of other power plants is unprofitable. A dilemma for Super Minister Sigmar Gabriel.]
Flaute und Wolken stoppen Ökostrom-Produktion
Im Frühjahr erfreute eine Serie von Jubelmeldungen die Herzen der Energiewende-Fans. “Wind- und Solarstromproduktion so hoch wie nie”, verkündete stolz das “Internationale Wirtschaftsforum Erneuerbare Energien” (IWR) am 19. April. Ökostrom mit 35 Gigawatt im Netz, “dieser Wert entspricht der Leistung von 26 Atomkraftwerken”.
So ging es weiter: Die Besitzer von Fotovoltaikanlagen knackten den Solarstrom-Rekord am 27. Juli mit einer Einspeisung von 204 Gigawattstunden. Einige Zeit später schickten sich die erneuerbaren Energien sogar an, die komplette Stromversorgung Deutschlands zu übernehmen. Für die Dauer einer Stunde kamen die Betreiber von Wind- und Solaranlagen dem Ziel recht nahe: Am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, deckten sie gegen 14 Uhr immerhin 67 Prozent des deutschen Strombedarfs.
Wer wollte angesichts solch kraftstrotzender Zahlen nicht von der Allmacht erneuerbarer Energien träumen? Orkantief “Xaver” sorgte ja noch Anfang Dezember für eine Windstrom-Menge, die dem Output von 26 mittleren Atomkraftwerken entsprach, meldete frohgemut erneut das Münsteraner IWR.
Gab es einen besseren Beweis, dass erneuerbare Energien konventionelle Kraftwerke bereits weitgehend überflüssig gemacht haben? Sprach nicht auch die etablierte Energiewirtschaft längst nur noch von “Residual-Kraftwerken”, wenn sie ihre eigenen Gas-, Atom- und Kohleblöcke meinte? “Residual” für den “Rest”, der bestenfalls mal kurz aushelfen darf, wenn der Wind nicht weht?
Deutsche halten Kohle für überflüssig
Die Jubelnachrichten der Ökostrom-Statistiker haben allerdings bedenkliche Folgen. Viele Bürger sehen inzwischen das Grünstrom-Zeitalter schon zum Greifen nah, die Energiewende fast am Ziel. Wer braucht da noch Kohlekraftwerke?
Nach einer aktuellen, repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid im Auftrag der TU Bergakademie Freiberg glaubt ein Drittel der Deutschen, man könne in der Stromproduktion “ohne Probleme sofort oder bis 2020 auf Kohle verzichten”. Sie schätzen den Anteil von Stein- und Braunkohlestrom in Deutschland im Durchschnitt auch auf lediglich 25 Prozent. In Wahrheit liegt er mit 44 Prozent knapp doppelt so hoch.
Bei solchen Wissensdefiziten wundert es wenig, wenn die Energiedebatte gelegentlich von euphorischem Überschwang geprägt ist. “Vattenfall den Stecker ziehen”, “RWE enteignen”, “E.on aus dem Lande treiben”– warum nicht gleich heute noch, wenn die Erneuerbaren doch offenbar schon so viel Leistung bringen?
Also Steuern her auf Steinkohle und Kernbrennstäbe. “Entzieht den Braunkohleschürfern die Konzession sofort”: Solche Forderungen grüner Umwelt- und Basisgruppen werden auch von der Mitte der Gesellschaft oft kritiklos weitergetragen.
Die schönen Statistiken der Ökostrom-Produktion haben nur einen Haken: Sie erwecken ein völlig falsches Gefühl von Sicherheit. Erneuerbare Energien liefern in der kalten Jahreszeit über Wochen und Monate hinweg oft kaum nennenswerte Strommengen. Einen Vorgeschmack lieferte das Orkantief “Xaver” Anfang Dezember: Kaum war es weg, kamen Flaute und Hochnebel.
Windkraftanlagen stehen tagelang still
Die Wind- und Solarstromproduktion lag in der vergangenen Woche durchgehend komplett danieder. Mehr als 23.000 deutsche Windkraftanlagen standen tagelang still. Eine Million Fotovoltaikanlagen, vom Verbraucher mit 108 Milliarden Euro subventioniert, stellten die Arbeit nahezu vollständig ein und lieferten selbst zur besten Mittagszeit nur ganz kurz mal ein paar Kilowattstunden. Eine ganze Woche lang mussten da die ungeliebten Kohle-, Atom- und Gaskraftwerke überschlägig geschätzt 95 Prozent der deutschen Stromversorgung übernehmen.
Für den neuen Wirtschafts- und Energieminister Sigmar Gabriel (SPD) bedeutet der unzuverlässige Beitrag der erneuerbaren Energien ein Dilemma: Einerseits darf er die Energiewende nicht “abbremsen”, wenn er sich nicht dem von Opposition und Ökostrombranche reflexhaft erhobenen Vorwurf aussetzen will, er stehe auf der Gehaltsliste von Kohlelobbyisten.
Andererseits bringt es für die deutsche Stromversorgung gar nichts, wenn der Ökostrom-Ausbau wie bisher weitergeht und dann eben statt 23.000 künftig 40.000 oder noch mehr Windräder in der Flaute still stehen. Oder wenn sich die winterliche Dunkelheit schon am frühen Nachmittag nicht auf eine Million, sondern auf zwei Million deutsche Solardächer legt.
Es gibt nicht genug Stromspeicher
Stromspeicher, die Solar- und Windstrom für solche Flautezeiten aufbewahren könnten, stehen noch nicht einmal ansatzweise zur Verfügung. Selbst wenn es der Bundesregierung gelänge, wie geplant bis 2020 eine Million Elektroautos auf die Straßen und ans Stromnetz zu bringen: Ihre Batterien könnten Deutschland gerade einmal etwa sieben Minuten lang mit Strom versorgen.
Eine winterliche Flaute dauert aber oft mal 14 Tage und länger. Die einzigen bislang wirtschaftlichen Stromspeicher sind die Stauseen in den Bergen. Doch alle Pumpspeicher Deutschlands wären nach fünf bis sieben Stunden leer gelaufen, dann müssten auch sie die Stromproduktion einstellen. Andere Speichertechniken wie “Power-to-heat” oder “Power-to-gas” stecken allesamt noch in den Kinderschuhen.
So bringt es vorerst wenig, wenn die Einspeisekurve von Solarstrom am Mittag immer höhere Spitzen erreicht. Die Nachfrage muss bei Sonnenuntergang ja doch wieder auf andere Art gedeckt werden: Die Täler in der Einspeisekurve, die weiterhin von konventionellen Kraftwerken gefüllt werden müssen, bleiben bestehen.
Kein konventionelles Kraftwerk ist überflüssig
Welche Kraftwerke in Zukunft hier noch den Lückenbüßer spielen sollen, ist die Frage, die der Energieminister als Erstes lösen muss. Denn erst haben Energiewende-Politiker mit bedingungslos verteilten Ökostrom-Subventionen den gesamten konventionellen Kraftwerks-Park an den Rand der Pleite oder sogar schon darüber hinaus getrieben.
Jetzt stellt man fest: Kein einziges konventionelles Kraftwerk ist überflüssig geworden. In der nebeligen Flaute-Woche nach “Xaver” waren es die konventionellen Kraftwerke allein, die Deutschland mit Strom versorgten.
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