January 6, 2024
Germany

Schreck in Sachsen: Windrad verliert einen Flügel [Wind turbine loses blade]

04.01.2024 | Von Alexander Bischoff | tag24.de

Im Windpark Colmnitz (Osterzgebirge) hat es zum Jahresende eine schwere Havarie gegeben. Eines der sechs Windräder verlor in der Nacht ein komplettes Rotorblatt. Verletzt wurde niemand. Doch der Fall wirft die Frage nach der Sicherheit von Windkraftanlagen auf.

Im Windpark Colmintz verlor ein Windrad zum Jahresende ein Rotorblatt. © Egbert Kamprath

Das mehr als 30 Meter lange Rotorblatt lag am Mittwoch noch völlig deformiert auf dem Feld. Daneben ein tiefer Einschlagskrater, der veranschaulicht, mit welcher Wucht der Glasfaser-Flügel hier eingeschlagen war.

Wie Windparkbetreiber Sabowind auf TAG24-Anfrage mitteilte, ereignete sich das Unglück am 30. Dezember gegen 1 Uhr.

“Die Ursache für diese Havarie ist noch nicht bekannt. Gutachter untersuchen aktuell den Vorfall”, erklärte Betriebsleiter Matthias Reschke.

Der Windpark nahe der Talsperre Klingenberg zählt zu den ältesten im Land. Die betroffene “Enercon E66” dreht laut Sabowind bereits seit 20 Jahren ihre Runden.

Bei den regelmäßigen Wartungen seien aber keine Auffälligkeiten festgestellt worden, versicherte Reschke. Die alte Anlage hätte laut Gutachten noch bis 2035 weiterbetrieben werden dürfen. Allerdings wollen die Betreiber die sechs Windräder durch sieben neue, noch viel größere ersetzen – was in der Region auch kritisch gesehen wird.

Diesen tiefen Krater hinterließ der Einschlag des Windradflügels im Colmnitzer Feld. © Egbert Kamprath

Die Zufahrt zum Windrad wurde gesperrt. © Egbert Kamprath

Bereits fünfte Havarie in Sachsen!

Die “Enercon E66” rotierte schon 20 Jahre, kurz vor der Jahreswende verlor sie ein Rotorblatt. Die Ursache ist bislang unklar. © Egbert Kamprath

Unfälle mit Windkraftanlagen sind selten, aber angesichts der dabei wirkenden Kräfte extrem gefährlich.

Die seit 2005 geführte Havarie-Statistik des Bundesverbandes WindEnergie (BWE) listet insgesamt 132 Fälle auf. Zumeist Brände, aber auch Rotorblatt-Abbrüche und umknickende Anlagen.

Ursachen solcher Havarien seien meist Blitzschlag, Einbaufehler oder Brüche aufgrund orkanartiger Winde, sagt Sachsens Windenergie-Experte und BWE-Referent Hans-Jürgen Schlegel.

“Bei Starkwind werden die Rotorblätter aus dem Wind gedreht. Zusätzlich greifen zwei Bremssysteme”, beschreibt er die Sicherheitsvorrichtungen. Je nach Anlagentyp würden die Windräder bei Windgeschwindigkeiten zwischen 20 und 34 Metern pro Sekunde automatisch abschalten. Die Colmnitzer Windkraftanlagen schalten laut Betreiber bereits bei 20 bis 25 m/s ab. Bei Rotorblatt-Bruch lasse sich ein Absturz aber kaum verhindern, so Schlegel.


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