December 7, 2023
Austria

Gedämpfte Zuwächse und massive Verluste

BirdLife Österreich 28.11.2023 bluehendesoesterreich.at

[Modest gains and huge losses – The documented loss of 11 imperial eagles contrasts with the successful flight of 47 young this year. The majestic griffin has found its place in the lowlands of Austria, although reproductive success was significantly lower than the average of the last 10 years. There was an increasing number of collisions between large birds and wind turbines.]

Gedämpfte Zuwächse

Nachdem der Kaiseradler (Aquila heliaca) bis zum Ende des 20. Jahrhunderts in Österreich ausgestorben war, etabliert sich seit 1999 eine fragile Population in den Tieflagen Ostösterreichs. Heuer brachten 42 heimische Kaiseradler-Paare 47 junge Kaiseradler zum Ausfliegen. Lediglich zwei von drei Bruten waren erfolgreich – deutlich unterdurchschnittlich im Vergleich zu den vergangenen Jahren. „Vor allem das nasse und feuchte Frühjahr dürfte für die höheren Brutverluste verantwortlich gewesen sein“, erörtert Matthias Schmidt, Greifvogelexperte von BirdLife Österreich. „Darüber hinaus hatten sich junge, unerfahrene Kaiseradler erstmals im Brutgeschäft versucht und scheiterten häufiger.“

Kaiseradler © Matthias Schmidt

Massive Verluste

In diesem Jahr wurde bisher der Verlust von elf Kaiseradlern dokumentiert: Fünf Vögel kollidierten mit Windkraftanlagen (drei im Burgenland, zwei in Niederösterreich), zwei Vögel wurden illegal getötet, ein Vogel kollidierte mit der Bahn, bei drei Vögeln konnte die Todesursache nicht mehr festgestellt werden.

„Jeder einzelne Verlust stellt eine zusätzliche Bedrohung für die weltweit gefährdete Art dar!“, betont Schmidt: „Es handelt sich bei diesen Fällen lediglich um die Spitze des Eisbergs, viele Fälle bleiben unentdeckt.“

Vermehrte Kollisionen

Fünf Kaiseradler wurden heuer bei Windkraftanlagen aufgefunden. Sie waren offensichtlich kollidiert, wie Fundort und Verletzungen zeigten. Vier Vögel verstarben direkt vor Ort, ein Vogel überlebte schwer verletzt, wird aufgrund seiner Flügelamputation jedoch niemals wieder in Freiheit leben können.

Exponierte Lage Österreichs

Heimische Windkraftanlagen stellen für Kaiseradler zweifellos ein wachsendes Gefahrenpotenzial dar. Die kleine, sich erholende Kaiseradlerpopulation und der gleichzeitig notwenige Ausbau erneuerbarer Energien mittels Windkraftanlagen führen zu einer exponierten Lage in Österreich, denn: „Es gibt eine starke Überschneidung des Verbreitungsgebietes des Kaiseradlers und den aktuellen bzw. geplanten Windkraftanlagen“, so der Experte:

„Weltweit gesehen ist dies einzigartig und spiegelt sich auch in dem Umstand wieder, dass beinahe alle nachgewiesen Kollisionen von Kaiseradlern mit Windrädern in Österreich erfolgten!“

Resümee

Diese Daten aus Österreich sowie der zu erwartende Ausbau von Windkraftanlagen in anderen Teilen des Verbreitungsgebiets des Kaiseradlers bedingen, dass die Problematik auch auf internationaler Ebene wahrgenommen wird. Es sei höchste Vorsicht beim Ausbau der Windkraft geboten, wenn der Bestand der weltweit gefährdeten Art weiterhin erfolgreich geschützt werden soll. In Österreich sollten engmaschige Beobachtungen und Forschungsaktivitäten weitere Erkenntnisse zur Raumnutzung und Mortalität bringen und den Schutz der Art gewährleisten.

„Unsere Forschung zeigt klar, dass die Bekämpfung illegaler Verfolgung und eine rücksichtsvolle Planung von Infrastrukturvorhaben die wichtigsten Maßnahmen sind, um die Sterblichkeit des Kaiseradlers auf ein verkraftbares Niveau zu begrenzen“, so Matthias Schmidt von BirdLife Österreich abschließend.


URL to article:  https://www.wind-watch.org/news/2023/12/07/gedampfte-zuwachse-und-massive-verluste/