September 23, 2023
Austria

Proteste gegen riesige Windräder im Wald

Freitag, 22. September 2023 | energie-bau.at

[Protests against huge wind turbines in the Waldviertels forest]

Das haben sich die Windkraft-Unternehmen W.E.B & Co vielleicht doch etwas einfacher vorgestellt. Ziemlich leise und an den Gemeindeabstimmungen vorbei haben sie die größte optische Veränderung des Waldviertels in Angriff genommen, die man jemals gesehen haben wird – wie mittlerweile mehrere Waldwindkraftgegner das bezeichnen.

Aus dem touristisch interessanten Waldviertel im nordwestlichen Niederösterreich „wird eine Wind-Industriezone“, wie Michael Moser von der IG Waldviertel formuliert. Das will man nicht einfach so hinnehmen.

Die IG Windkraft sieht die Lage entsprechend anders: Dort jubelt man über den Schulterschluss mit der Politik, denn noch 2022 formulierte man mahnend: „Niederösterreich konnte in den letzten 30 Jahren seinen Treibhausgasausstoß kaum reduzieren. In keinem anderen Bundesland ist der Energieverbrauch mit über 60 % so stark angestiegen, wie in Niederösterreich. Der Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtenergieverbrauch liegt lediglich im österreichischen Durchschnitt.“

Daher müsse rasch und ausgiebig ausgebaut werden.

Die Protestierenden, die schon viele Unterschriften gegen die Waldwindkraft gesammelt haben, stellen die Notwendigkeit der „Verschandelung“ des Waldviertels glattwegs in Abrede.

Sie fordern laut Webseite der IG Waldviertel:

Ausbaustopp bis 2025
Bis dahin sind wesentlich effizientere und leistungsstärkere Anlagen (7-10 MW) am Markt.
Diese können dann an bereits vorhandenen Standorten alte Anlagen ersetzen.
Mit den derzeitigen 3-4 MW Anlagen würde wesentlich weniger Strom produziert.
Es ist unverantwortlich den Bewohnern, der Landschaft, der Natur und dem Klima gegenüber, weiter wertvolle unberührte Flächen zu verbrauchen.

NEIN zu Waldstandorten
Der Wald des Waldviertels darf nicht zur Industriezone werden. Im Most-, Wein,- und Industrieviertel wird dies bereits berücksichtigt.
Es ist eine Änderung der Raumordnung betreffend Errichtung von Windenergieanlagen im Wald erforderlich.
Die bereits im Laufen befindlichen Verfahren müssen weiter korrekt und ohne politischen Druck bearbeitet werden.
Borkenkäferproblem: Projektentwicklung „Modellregion Klimafitter Wald“ im Waldviertel. Wir haben jetzt die Chance, den Wald neu für kommende Generationen aufzubauen.

10*H Abstandsregel
Die Abstandsregeln stammen aus dem Jahr 2004. Zum diesem Zeitpunkt waren die durchschnittlichen Höhen und Rotordurchmesser der Windkraftanlagen deutlich geringer.

2004 Windrad 90 Meter – Abstand zum Wohngebiet: 1.200 Meter
2020 Windrad 241 Meter – Abstand zum Wohngebiet: 1.200 Meter

Die Höhen haben sich seither mehr als verdoppelt
Dies ist bei den Abständen zu Wohnbauland zu berücksichtigen, indem generell die sogenannte 10*H Regel wie in Bayern festgelegt wird.
Das ergibt bei 241 Meter Höhe einen Abstand von 2.410 Meter zum Wohngebiet.
Diese Regelung sollte bei allen neuen Standorten berücksichtigt werden.

Amtssachverständige
In den Verfahren werden häufig schwerwiegende Mängel in den Gutachten der Sachverständigen der Betreiber festgestellt.
Um die Rechtmäßigkeit zu gewährleisten wird eine Überprüfung aller bereits im Laufen befindlichen Verfahren durch unabhängige Amtssachverständige gefordert.

Biomasse
Erstellung von Richtlinien zur Planungssicherheit für den Bau von effizienten Biomasseanlagen an geeigneten Standorten. Dringend erforderlich um die regionale Wertschöpfung (Arbeitsplätze und Zulieferer) auf diesem Sektor nicht zu gefährden.

Photovoltaik
NÖ ist bei den Ausbauzielen der Photovoltaik im Rückstand. Es ist eine rasche Evaluierung von möglichen Flächen (Dächer) in den einzelnen Gemeinden erforderlich. Freiflächen sind zu vermeiden.
Hilfestellung vor Ort bei Abwicklung des gesamten Prozesses (Berechnung, KV, E-Ladestation, Förderabwicklung)

Gesamtkonzept für die Stromerzeugung
Es fehlt ein Gesamtkonzept, wie Strom in Österreich produziert werden soll.

Wie viel zusätzliche Elektrizität kann durch Modernisierung alter Wasser- und Windkraftwerke, wie viel durch neue Biomasse- und Photovoltaikanlagen, tatsächlich gewonnen werden?
Welche Speicher sollen den zeitweisen Überschuss aufnehmen?
Welche Energiesparmaßnahmen müssen gesetzt werden?
Zu bemerken ist, dass der österreichische Kraftwerkspark durch den Ausbau der Windkraft immer mehr an verlässlicher Kapazität verliert.

Wie viele Gaskraftwerke sind erforderlich, um Österreich ohne Hilfe von außen über die wind- wasser- und sonnenschwachen Monate zu bringen?
Am Beispiel Deutschland, das bereits jetzt für den von Windkrafträdern produzierten Strom in Spitzenzeiten keine Abnehmer findet und den Strom sogar verschenken bzw für die Abnahme zahlen muss, ist erkennbar, dass eine einseitige Ausrichtung auf eine bestimmte Energiegewinnungsart problematisch ist.
Deshalb fordern wir als Nachweis für die energiepolitische Berechtigung der vielen geplanten WKA ein Gesamtkonzept zur Stromgewinnung.

Wir sind der Gegenwind


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